Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#1
Hallo zusammen,

ich habe mal eine Frage bezüglich der Unterlegscheiben die zwischen den Querlenkern und dem Chassis zwischen geschoben werden (An den Befestigungsschrauben der Aufhängung). Gibt es da eigentlich einen bestimmte Anzahl an Vorder- und Hinterachse die beim 1500er Vergaser dazwischen kommen (also so eine Art Werksgrundeinstellung) oder lautet die Devise: "Hauptsache die Lenker sind schlussendlich spielfrei"? Die Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks sind ja relativ begrenzt. Spur an Vorder- und Hinterachse, ggf. noch ein wenig Nachlauf über die Stabbistangen an der Vorderachse. Vielleicht hat man noch minimal Spiel in den Befestigungsschrauben vom Achsschenkel an die Schwingungsdämpfer. Da geht vielleicht noch gaaaanz bisschen Sturz, das war es dann aber auch. Normalerweise dürften die Scheiben eigentlich keinen signifikanten Einfluss auf die Fahrwerkseinstellung haben. Oder bin ich da total auf dem Holzweg? Kann mich jemand erleuchten? :-)

Re: Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#2
M.E. sind die Scheiben da um Toleranzen auszugleichen. Die "Luft" zwischen Querlenker und Aufnahme zu füllen, damit die Karosserieaufnahme beim Anziehen der Schraube nicht zusammengezogen wird.
Eingestellt wird hier nichts. Auch haben die Scheiben keinen messbaren Einfluss auf die Fahrwerksgeometrie.

Es wäre allerdings interessant zu wissen nach welchem System die Scheiben damals im Werk positioniert wurden.
Aber wir sprechen ja vom italienischen Autobau der 70er. Wenn ich mir die Positionierung der Schweißpunkte am Auto so anschaue, wurden die Unterlegscheiben in der Praxis wahrscheinlich nicht nach einer Computersimulation platziert.
Gruß Querlenker

Emerson Fittipaldi - Formula 1 World Champion 1972-1974 :
"...I'm not exaggerating, the X1/9 drives just like a Formula 1. I've not often tested a car with road holding as good and as 'true' as this..."

Re: Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#3
Hallo Bernd,

Ich habe mal vor einiger Zeit hier beschrieben wie das Fahrwerk beginnend an der Hi Achse auf die Karosserie Mittellinie eingemessen wird.
Am besten baust du die Scheiben wie im Werk verbaut wieder ein. Oder so, dass die Mittelachse durch beide Traggelenke im belasteten Zustand im rechten Winkel zur Karosseriemittelachse liegen.
Die Mittelwerte der Fahrwerksdaten sind eine gute Ausgangsbasis. Ohne Fachwissen keine Experimente mit davon abweichenden Werten machen.

VG. Peter

Re: Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#4
Hallo Peter,

da gebe ich dir vollkommen Recht mit den Experimenten. Sobald mein X wieder zusammen ist, wird er auf einem ordentlichen Messstand von mir eingemessen. Fahrwerksvermessung habe ich in 20 Jahren Kfz-Mechaniker gefühlt eine Millionen mal gemacht. Ich habe zwar CD30 drauf und dezent tiefergelegt mit Bielstein Federn, aber meines Erachtens sind in diesem Fall die Standardwerte noch vollkommen ausreichend. Ich bin damit in der Vergangenheit auch sehr gut gefahren. Normaler Reifenverschleiß und gutes Handling. In grauer Vorzeit (z.b. Käfer) hat man ja teilweise noch mit einer Schnur vermessen oder die Spur mit einem Maßband eingstellt. Das mag für den Weg zur Werkstatt reichen, mehr aber auch nicht.

In meiner Ausbildung zum Kfz-Prüfingenieur hatte ich einen sehr interessanten Teil bei einem Professor für Fahrwerkstechnik und wir mussten damals verschiedene Fahrwerksänderungen berechen. Das war wirklich interessant. Man glaubt gar nicht, wie sehr man ein Fahrwerk z.B. durch einfaches hinzufügen von Distanzscheiben im Handling "extrem" verschlechtern kann, obwohl es ja vermeintlich "breiter" auf der Straße liegt. Es sieht dann vielleicht toll aus, das war es dann aber auch. Das ist rechnerisch auch belegbar, was sich alles an den anderen Werten (Sturz, Spur, Nachlauf, Spreizung, etc.) ändert, durch ändern von Komponenten. Allein schon eine Felge mit einer anderen Einpresstiefe, hat erhebliche Auswirkungen auf das "komplette" Fahrwerk. Als junger Jaus habe ich (wie vermutlich jeder andere junge Kerl) immer gedacht, tiefer legen, Schwerpunkt nach unten....alles viel besser. Ist es nicht unbedingt. Es ist immer ein Zusammenspiel von allem (Dämpfer, Federn, Spurbreite, usw.). Eine gute Fahrwerksabstimmung muss man eigentlich berechnen. Deshalb halte ich werkseitige Werte grundsätzlich nicht für schlecht. Es muss halt bei der Einstellung fachlich richtig vorgegangen werden.

Leider kann ich nicht mehr nachvollziehen wieviel Scheiben orginal eingesetzt waren, da das bei meinem X auch schon nicht mehr original war. Und alle anderen die ich mal geschlachtet habe....das ist einfach zu lange her. Ich denke, links wie rechts an den gleichen Stellen die gleiche Anzahl einsetzen und so, dass keine Spiel vorhanden ist zwischen Lenker und Chassis. Das müsste eigentlich dann passen.

Re: Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#5
Hallo,

Wenn die Scheiben wieder so eingesetzt werden, wie sie ab Werk waren, ist das natürlich am besten. Aber wer ist sich da sicher, ob die Achse nicht schon mal ausgebaut wurde? Da hab ich schon alles mögliche gesehen, zum Teil auch Scheiben auf der Außenseite.
Wenn man den Achsschenkel waagerecht in die Aufnahmen positioniert, sieht man, welcher Spalt zu füllen ist. Die Toleranzen sind da zwischen Fahrzeugen recht groß.
Ich würde darauf achten, dass der Achsschenkel mit beiden Enden ohne große Spannung in der Aufnahme sitzt. Zum Test mal ohne Scheiben, nur die Schraube durchstecken. Dann kann man den Spalt sehen, und wie die Scheiben verteilt werden müssen. Keinesfalls ein Ende so einbauen, dass es am anderen Ende klemmt. Es kann schon sein, dass man an einem Ende mehr, oder sogar alle Scheiben auf einer Seite der Buchse hat, damit die Aufnahme am anderen Ende überhaupt trifft. Gleichmäßig verteilt waren die Scheiben ab Werk wahrscheinlich selten.
Aber bitte die Schrauben erst anziehen, wenn die Achsen belastet sind. Idealer Weise steht das komplette Auto auf den Rädern.
Wenn die Schrauben mit herabhängenden Achsen angezogen werden, haben die Buchsen später im fahrbetrieb Vorspannung. Im Zweifelsfall löse ich die Schrauben noch mal kurz.
gruß
Patrick


---- das letzte Auto ist immer ein Kombi! ----

Re: Unterlegscheiben Fahrwerksbefestigung

#8
Profil Name hat geschrieben:
9. Apr 2024, 06:29
I
Und vor dem Einbau würde ich die Aufnahme etwas aufweiten, sonst wird das sehr Eng und passt nicht so wirklich...
Genau aus diesem Grund sind die Scheiben da. Zum Toleranzen ausgleichen, damit die Achsen spielfrei rein passen. Wenn man da was biegen muss, oder es nicht wirklich passt, sollte man darüber nachdenken, ob die Scheiben richtig verteilt sind.
Man hätte sicherlich ab Werk kein Konvolut an dünnen Scheiben eingebaut, wenn es beidseitig auch jeweils eine gleich dicke Scheiben getan hätte.
Die zurechtgebogenen Achsaufnahmen kenne ich auch. Die Scheiben klemmen dann oben in der Aufnahme bereits, während sie sich unten noch auffächern.
Wenn man das richtig macht, kann man die Scheiben schön nach bedarf reinschieben, und da muss nichts aufgeweitet werden.
gruß
Patrick


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