#38
von Holgi
Hallo Daywalker,
Du hast nun geschrieben, dass Deine vorderen Bremsen blockieren.
Bremsen blockieren dann, wenn zum einen die Bremswirkung zwischen Belag und Scheibe ausreichend groß ist, jedoch nicht genügend Radbremsmoment auf die Straße übertragen werden kann.
Wie kann man nun mehr Radbremsmoment übertragen?
a) bessere Reifen
b) in der Theorie zwar nicht, aber in der Praxis doch: Einen größeren Latsch, also etwas breitere Reifen oder größere Räder
c) bessere µ-Werte, also der Reibkoeffizient zwischen Straße und Reifen, im wesentlichen beeinflusst durch Oberflächenbeschaffenheit der Straße und vor allem Reifen
Gerade bei den Reifen wirken z.B. weiche Gummimischungen ganz gut und noch wichtiger: Stabilität der Reifenmischung über den Temperaturbereich hinweg.
Daher spielt vor allem bei dem Thema Reifen/Straße auch die Temperatur eine große Rolle.
d) mehr Gewicht auf der Achse
Punkt d) wird oft vergessen und ist besonders wichtig, wenn man z.B. bockelharte Sportfahrwerke einbaut.
Warum hat das einen Einfluss?
Beim Verzögern (wie auch beim Beschleunigen) hat das Fahrzeug eine gewisse Trägheitsmasse, was dazu führt, dass auf Grund der Schwerpunkthöhe in senkrechter Richtung und des Achsabstands dynamisch mehr Radlast auf der Vorderachse (beim Beschleunigen auf der Hinterachse) entsteht.
Dieser Effekt wird bei weichen Fahrwerken dadurch etwas verstärkt, dass sich gleichzeitig die Achslast nach vorne verlagert (beim Beschleunigen eben nach hinten).
Bei harten Fahrwerken wird diese Achslastverlagerung auf Grund der geringeren Eintauchtiefe stark abeschwächt, wodurch also in Summe weniger Achslast vorne ist und damit die Blockierneigung erhöht wird.
Wenn man also nun über die Bremswirkung eines Fahrzeugs philosophiert, dann sollte man schon genau lesen, was seine Mitmenschen so von sich geben. Es gibt hier genügend Fahrzeugingenieure, die sich schon genau überlegen, bevor sie was schreiben und grundsätzlich die Einstellung haben, dass sie technische Hilfestellungen geben wollen.
Wenn Du an der Vorderachse blockierende Räder hast während hinten noch nichts blockiert, dann KANN das daran liegen, dass schlichtweg Deine Bremswirkung an der Hinterachse zu schwach ist.
Die Uno Turbo Bremsen haben eine größeren Scheibendurchmesser. Schon allein deshalb muss man eigentlich an der Hinterachse zwingend die größeren Sättel verwenden. Wenn man dann noch ein hartes Fahrwerk drin hat, dann erst recht.
Zum Nachdenken: Bei meinem X habe ich 100% Serienbremsanlage in Verbindung mit hartem Fahrwerk (BeBe) und breiten Reifen. Auf trockener Straße blockierten bei mir auf der Autobahn bei einer Notbremsung alle 4 Räder ohne dass das Heck auf Grund überbremsender Räder ausgebrochen ist. Das zeigt mir, dass das System gar nicht so schlecht ausgelegt ist in seiner Grundabstimmung. Auf Grund des härteren Fahrwerks sicher nun etwas weniger konservativ mit höherer Bremswirkungsverteilung auf die Hinterachse. Bei Nässe hatte ich bisher aber tendenziell vorne die früher blockierenden Räder.
Bevor hier nun wieder Pauschalrezepte ausgegeben werden, sollte man doch vielleicht nochmals den Thread durchlesen, in dem Raffi den Wunder-Hauptbremszylinder vorgestellt hatte. Dort hatten wir schon mal ausführlichst die unterschiedlichen Kombinationen von Bremsscheiben und -sätteln an Vorder- und Hinterachse diskutiert.
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Holgi am 8. Mär 2013, 20:54, insgesamt 2-mal geändert.